Giro Gelato 2017

Rund um den höchsten Eisbecher Europas

Seit ein paar Jahren sind wir jetzt im Sommer gemeinsam mit dem Gebirgsradl unterwegs – Hans und Elisabeth und Uschi und ich. Wenn wir uns darüber unterhalten, was eine schöne Tour ausmacht, dann sind das: tolle landschaftliche Eindrücke, eine Portion Abenteuer, flowige Singletrails und ausreichend gutes Essen und Trinken. Und für unsere Frauen gehört noch eines zu einem perfekten Raderlebnis dazu: ein leckerer Eisbecher. Dies alles wieder unter einen Hut zu bekommen, war das Ziel unserer heurigen Tourenplanung. Mit der Tour du Mont Blanc und einigen zusätzlich eingebauten Varianten haben wir gefunden, was wir gesucht haben: schöne und auch für uns großteils gut fahrbare Singletrails, eine großartige Landschaftskulisse und mitten drin das höchste Eis Europas – der Mont Blanc. Damit sollten auch unsere Frauen zufrieden sein ;-). Somit reisen wir also wieder einmal quer durch Italien, um Nachmittag in Courmayeur einzuchecken. Das ausgesuchte Hotel ist ein Volltreffer – freundlich und familiär, schöne und preiswerte Zimmer leckeres Abendessen mit regionalen Köstlichkeiten und am nächsten Morgen ein großes Frühstücksbuffet, das keine Wünsche offen lässt. Und weil wir in 7 Tagen wieder hierher zurückkommen werden, dürfen wir auch das Auto die ganze Woche gratis in der Garage stehen lassen.

Tag 1: Courmayeur – Pian Crecout – Rif. Elisabetta Soldini – Col de la Seigne – Refuge les Mottets (23 km, ↑1800 hm, ↓1150 hm)

Der erste Tag geht bei bedecktem Himmel gleich heftig los. Nach wenigen Metern warmradeln wird die Schotterstrasse hinauf ins Schigebiet Pian Crecout so steil, dass erst einmal schieben angesagt ist. Dass dies die bevorzugte Bergauf- Fortbewegungsart für die nächsten 7 Tage werden würde, haben wir zu diesem Zeitpunkt zum Glück noch nicht gewusst ;-) Das Schigebiet hinter uns lassend, geht es leicht steigend auf einem Wanderweg bis auf 2.400m. Direkt uns gegenüber und zum Greifen nahe die Südflanke des Mont Blanc, der sich Stück für Stück aus den Nebelschwaden herauslöst. Wir bewundern ehrfürchtig die Linie des Peuterey- Grates, auf den uns Marlies und Andi beim letzten Foto- und Film Festl mitgenommen haben. Und erstmals in dieser Woche können wir auch erleben, weshalb wir uns diese ganze Schinderei überhaupt antun: Radfahren im Gebirge, auf lässigen Wanderwegen, die wir uns freundschaftlich und mit gegenseitigem Respekt mit den Wanderern hier teilen. Spannend auch die 400 hm Abfahrt ins Val Veny: schließlich sollte man die Aufrüstung beim Material auch bei der Fahrtechnik bemerken. Unsere Litevilles fühlen sich in diesem Terrain sichtlich zuhause und auch den Reitern in den Sätteln macht es Spaß. Der ein oder andere Liter Rotwein für unkonventionelles Absteigen wird ausgeschrieben, aber die erste Teiletappe hat unsere Erwartungen schon übertroffen. Im Val Veny vereinen wir uns wieder mit dem Massentourismus und strampeln, begleitet vom Geklimper der Wanderstöcke, weiter zum Rif. Elisabetta Soldini. Gestärkt mit Linsensuppe und Polenta nehmen wir den Anstieg zum ersten großen Pass in Angriff: das Col de la Seigne auf 2.514m. Anfänglich noch im Sattel sitzend und nur durch einen Kettenriss kurzfristig aufgehalten (Kettenbolzen und Nietwerkzeug oder Rapid-Kettenschloss gehören bei längeren Touren in jede Satteltasche!) wird es hinauf zum Col wieder steil. Schieben ist angesagt. Schon jetzt ist klar, dass wir künftig auch Arme und Rücken für solche Touren trainieren müssen. Vom Col hinunter dann ein Trail, für den es nur eine Beschreibung gibt: ein Traum. Mit einem breiten Grinsen in den Gesichtern treffen wir am späten Nachmittag im Refuge les Mottets ein und beziehen unser Plätze im zum Matratzenlager umgebauten Kuhstall. Das Abendessen ist dann sowohl kulinarisch als auch musikalisch ein Erlebnis. Wer hat schon „Yellow Submarine“ von den Beatles, gespielt auf einer Drehorgel mit Lochkarten, als Begleitmusik.

Tag 2: Refuge Les Mottets – Les Chappieux – Refuge du Col du Bonhomme – Col de la Sauce – Plan de la Lai – Trecole – Lac de Roselend (37 km, ↑1560 hm, ↓1810 hm)

Frisch und zapfig ist es am Morgen, als wir das Tal hinausrollen nach Les Chappieux. Von hier erst noch auf Asphalt Richtung Cormet de Roselend, bald aber sind wir wieder auf den Wegen der Fußgänger unterwegs. 700 hm bis zum Refuge du Col Bonhomme sind es, und die Sättel unserer Räder unterliegen dabei keinerlei Verschleiß ;-). Hier hatte ich erstmals leise Flüche unserer Frauen erwartet – aber nichts da! Unsere Mädels wuchten ihre Räder in einer Selbstverständlichkeit die Felsstufen hinauf, die mir wirklich Bewunderung abringt. Der Lohn dafür ist ein 3 Kilometer langer Grat zum Col de la Sauce, bei dem der Weg durchwegs am Kamm entlang führt. Unter uns der türkisfarbene Lac du Roselend, hinter uns die Gletscher des Mont Blanc. Es ist hier noch schöner, als wir es uns beim Anschauen von Bildern während der Vorbereitung vorgestellt haben. Glückshormone werden hier in Überdosen ausgeschüttet, das Staunen nimmt kein Ende. Wieder unten auf der Plan de la Lai geht es schon wieder bergauf, um wie auf einem Aussichtsbalkon noch den Lac de Roselend zu umrunden. So sitzen wir am Abend mit höchst zufriedenen Gesichter auf der Terrasse unserer Unterkunft, schauen auf den türkisfarbenen See, genießen die Hopfenkaltschalen und den Eisbecher, der natürlich nicht fehlen darf.

Tag 3: Lac de Roselend – Lac de la Gittaz – Col est de la Gittaz – Col de la Jouly – Pre Conduuit – Les Seutes – Les Contamines-Montjoie – Le Champel – Refuge du Fioux (38 km, ↑1560 hm, ↓1660 hm)

Heute steht wieder einmal eine Variante zur “Standard – Tour du Mont Blanc” am Programm. Das Wetter schaut noch immer gut aus, drum wollen wir das Col de la Jouly über das Col de la Gittaz erreichen. Diesmal können wir die meisten Höhenmeter bergauf sogar im Sattel bewältigen. Am Col dann Fotosession vor der Kulisse des Mont Blanc, der hier, egal aus welcher Richtung man schaut, das Panorama beherrscht und immer wieder neue Ansichten bietet. Am Col de la Jouly kurze Pause im Windschatten einer Touristenburg, bevor wir den Singletrail hinunter nach Les Contamines in Angriff nehmen. Auch hier wieder Fahrgenuss vom Feinsten – die schwarzen Wolken lassen nur kurz ein paar Tropfen aus, so dass wir unsere Gelatto- Pause im Freien verbringen können. Der ausgesuchte Wanderweg hinaus durchs Tal erweist sich als Bonustrack, einer Horde japanischer Touristen liefern wir Stoff für ihre Video- Berichte aus Europa. Im Tal herunten ist es jetzt drückend schwül und in unser heutiges Tagesziel hinauf haben wir noch einige Höhenmeter zu leisten. Kurios wird es auf einem steilen Schotterweg, auf dem sich die absteigenden Wanderer gegenseitig stützen, um nicht auszurutschen und so gar nicht verstehen können, warum wir hier unsere Räder auch noch hinauf befördern wollen. Schließlich erwischt uns dann kurz vor unserem Ziel oberhalb von Bionnassay doch noch ein kurzer Regenguss, aber schon wenig später sitzen wir frisch geduscht bei Sonnenschein und einem (oder waren’s doch 2?) Bier auf der Rasenterasse vor unserem Quartier und schauen hinauf zu den Gletschern des Dome du Gouter und der Aiguille du Bionnassay. Erinnerungen kommen auf. Mehr als 25 Jahre ist es jetzt her, dass mein damaliger Bergpartner Peter und ich da oben mit unseren Gleitschirmen gestanden sind und unser Mont Blanc Abenteuer mit einem Flug hinunter nach Chamonix abschließen durften.

Tag 4: Refuge du Fioux – Col de Voza – Les Houches – Charmonix – Argentiere – Le Tour (29 km, ↑970 hm, ↓990 hm)

Für diesen Tag ist eine kurze Etappe mit reichlich Zeit zum „leischen“ in Chamonix geplant. In der Nacht hat es aber heftig gewittert und es regnet zum Frühstück immer noch. Die Wanderer verlassen wasserdicht eingepackt das Quartier. Die müssen ja auch heute noch die Etappe ins nächste Quartier schaffen. Wer seinen Zeitplan hier nicht einhalten kann, läuft Gefahr, zu spät zum Essen zu kommen und dann hungrig ins Bett gehen zu müssen. Oder überhaupt einen Tag zu verlieren und damit keine Reservierungen mehr zu haben. Wir sind wieder einmal froh, bei der Etappenplanung nicht zu dick aufgetragen zu haben. Bisher waren wir trotz der zahlenmäßigen Mickey Mouse Etappen jeden Tage mehr als 7 h unterwegs. Weitwandern mit Rad ist im Gebirge eben auch nicht viel schneller als ohne – vor allem bergauf. So verputzen wir auch noch die Überbleibsel von den anderen Frühstückstischen und kaum ist alles aufgegessen, hört auch der Regen auf. Vom Col de Voza machen wir einen Abstecher hinauf zur Bellevue und hier zeigt sich, warum dieser Platz so heißt. Mystisch tauchen die Silhouetten der Granitnadeln oberhalb von Chamonix aus den aufsteigenden Nebelschwaden, wie aus dem Nichts ragt die Aiguille du Midi in den Himmel. Die Abfahrt hinunter nach Les Houches ist Anfangs noch schön, fällt dann aber zunehmend in die Kategorie „Griff in’s Klo“. Der Downhill Trail ist seit Jahren aufgelassen, die Holzstege über die Sumpfgebiete verrottet und so schieben wir unsere Räder durch den vom Regen aufgeweichten Dreck nach unten. Zum Glück hat die Talstation der Seilbahn eine Rad- Waschbox, so dass wir halbwegs sauber den Weg nach Chamonix antreten können. Unterwegs meine obligatorische Reifenpanne – diesmal geht beim tubeless- Reifen kurioserweise auf der geraden Asphaltstrasse plötzlich die Luft aus. Also doch wieder Schlauch rein. In Chamonix dann das Kontrastprogramm zur Einsamkeit der letzten Tage. Wir schlängeln uns durch Menschenmassen in der FuZo, schlemmen zu Mittag in einem der zahllosen Restaurants und gönnen uns im Angesicht des Bosson- Gletschers eine 3-Kugel Tüte von Chamonice. Die Nachmittagsetappe hinauf nach Le Tour sollte eigentlich ein Kinderspiel sein. Sollte … Der Wanderweg am Balcon Sud ist zwar so breit wie eine Forststrasse, aber mit kopfgroßen Steinen und einem ständigen auf und ab wird auch das zu einer technisch anspruchsvollen MTB- Strecke. Erschwerend kommt dann dazu, wenn es heiß ist und die Trinkflasche leer… In Argentiere werden deshalb zuerst im Supermarkt die internen und externen Flüssigkeitstanks wieder aufgefüllt, bevor es in den Wald und hinauf nach Le Tour geht. Auch im heutigen Nachtquartier sind wir unter vielen Wanderern die einzigen Radfahrer. Am Abend zieht eine heftige Gewitterfront durch – wieder Glück gehabt – bis jetzt haben wir unsere neuen GRV- Regenjacken nicht gebraucht.

Tag 5: Le Tour – Col des Posettes – Col de Balme – Col de Croix de Fer – Trient – Chalet du Glacier – Col La Forclaz – Bovine – Champex d’en haut (31 km, ↑1720 hm, ↓1760 hm)

Den heutigen Tag beginnen wir äußerst bequem mit einer Seilbahnauffahrt. Wir haben für den Rest des Tages ja noch einiges vor. Die Schotterstraße von der Mittelstation hinauf auf das Col de Balme ist aber wieder schön zu fahren und mit der Kulisse von Aiguille Verte, Les Droites und des Mont Blanc im Hintergrund auch landschaftlich einmalig. Die 150 hm hinauf zum Croix du Fer sind schnell geschoben, jetzt sind 1.000 hm Singletrail hinunter nach Trient angesagt. Die ersten Meter lassen wegen der als Wasserableitung eingebauten senkrechten Steinplatten keinen richtigen flow aufkommen, aber dann wird der Weg so richtig fein. Technisch teilweise anspruchsvoll geht es Kehre um Kehre talwärts. Weil das Wetter noch immer schön ist, nehmen wir den Abstecher hinein zum Chalet du Glacier. Idyllisch liegt die kleine Hütte am Gletscherbach im Talschluss und hier kann man auch mit Pulversuppe punkten. Die Heidelbeertorte war aber echt gut…. Hinaus zum Col la Forclaz geht es auf einem alten Waalweg, den, weil komplett eben und nicht so weit, auch viele Spaziergänger nutzen. Aber auch hier verläuft die Begegnung Wanderer- Radfahrer freundlich und konfliktfrei – bei uns in Österreich beinahe unvorstellbar. Das nun folgende Teilstück sollte zu den härteren Strecken der Tour werden. Auf den 600 hm hinauf zur Alm Bovine ist meist die Raupentechnik gefragt: Rad eine Armlänge höher wuchten – beide Bremsen ziehen – nachsteigen – Rad höher wuchten – Bremsen ziehen – ….. Auf der Alm angekommen ist leider keine Zeit zum Verweilen – die schwarzen Wolken und das Donnergrollen mahnen zur Eile. Bergab geht es erst noch schön und flüssig, aber dann wir es steil und blockig. Ein leichter Einbruch bei der Stimmung ist zu bemerken ;-). Endlich wieder auf einer Forststrasse angekommen, geben wir Gas, um den grauen Schleiern hinter uns zu entkommen. Doch genau bei der einzigen Einkehrmöglichkeit weit und breit holt uns der Regenguss ein. So sitzen wir in einem überdachten Gastgarten und können auch schon wieder blödeln, während der Regen auf das Dach prasselt. Die letzte Stunde hinauf in unser Quartier in Champex d’en haute können wir dann wieder ohne Helmbewässerung zurücklegen. Nach diesem doch etwas heftigen Tag schmeckt das Essen in der Gite Bon Abri dafür nochmals besser.

Tag 6: Champex – La Fouly – Col de Ferret – Rifugio Elena (29 km, ↑1685 hm, ↓1080 hm)

Nach einer schönen Waldabfahrt hinunter ins schweizer Val Ferret radeln wir abseits des Autoverkehrs auf alten Strassen Richtung La Fouly. Der Versuch, den ausgeschilderten Radweg gegen einen Wanderweg auszutauschen wird sofort wieder mit Radschieben bestraft. Der Wettergott hat uns wieder lieb, die Quellwolken lassen sich mit dem Verdichten heute Zeit. Die Strasse endet auf der Alm La Peule, die sich von einem großen Kuhstall in einen urigen Stützpunkt für Mont Blanc – Umrunder gewandelt hat. Einkehr und Stärkung sind hier obligat – schließlich gilt es, noch ca. 500 hm hinauf auf das Col de Ferret zu bewältigen. Anfangs noch zu steil, kann man hier aber schon bald das Rad so fortbewegen, wie es ursprünglich gedacht war. Hurra – heute kaum bergauf geschoben! Am Col angekommen, ist eine ausgedehnte Foto- und Videosession Pflicht. Zu eindrucksvoll ist die Szenerie mit dem Mont Dolent und der Aiguille Triolet im Hintergrund, auf deren Gletscherausläufer wir von hier aus hinunterschauen können. Es folgt die vielgerühmte Abfahrt hinunter zum Rifugio Elena, die uns zeitweise noch einige Konzentration abverlangt. Nicht zuletzt wegen der steinernen Querrillen. Das Abendessen entwickelt sich wieder einmal zu einem kulinarischen Höhepunkt und eine fast volle Flasche Barbera bekommt man auch nicht alle Tage geschenkt. Diese Nacht haben wir das Gewitter draußen nicht gehört – der Donner hatte gegen das Schnarchen aus den Nachbarkojen im Lager einfach keine Chance.

Tag 7: Rifugio Elena – Rifugio Bonatti – Pas Entre des Sauts – Tza de Secheron – Col Sapin – Tete de la Troche – Rif. Bertone – Courmayeur (24 km, ↑1190 hm, ↓2025 hm)

Gerade erst losgefahren und schon wieder der letzte Tag unserer Tour. Beim Frühstück kommt fast so was wie Wehmut auf. Aber die Premium- Etappe über den Mont Saxe haben wir ja noch vor uns. Die Bilder von diesem Streckenabschnitt haben dazu beigetragen, dass wir jetzt hier sind. Draußen ist es nass und das macht sich spätestens beim Aufstieg zur Arnuova di Mezzo bemerkbar. Die schwarze, mit Kuhdreck vermischte Erde entwickelt sich zu einer klebrigen Pampe, die das Rad förmlich anzuspringen scheint. Irgendwann drehen sich die Räder nicht mehr. So ein Sch… . Muß das sein – jetzt zum Abschluss? Unmut macht sich breit. Jetzt hilft nur Kopf hineinstecken und durchbeissen. Weiter oben wird der Weg wieder besser und zu einem wunderschönen Panoramatrail direkt gegenüber der Grandes Jorasses. Nach einem Kaffee auf der Bonatti- Hütte trennen sich kurzfristig unsere Wege. Elisabeth hat heute die Nase voll von der vielen Schieberei und will sich die 600 hm hinauf auf den Tete de la Troche nicht mehr geben. Verständlich. Eigentlich habe ich mich schon gewundert, dass bisher alle ohne mit der Wimper zu zucken diesen Schiebemarathon mitgemacht haben – Chapeau! So bleiben Hans und Elisabeth auf dem schönen Panoramatrail zum Rifugio Bertone, während Uschi und ich den letzten Aufstieg dieser Tour in Angriff nehmen. Das Tal einwärts zur Tza de Secheron geht es ja noch ziemlich gut – wir können sogar das meiste davon fahren. Doch dann wir es steil und der Weg komplett ausgeschwemmt. Wieder einmal sind Gewichtstemmerqualitäten gefragt. Jetzt weiß ich auch, warum die Schweizer statt „Rad schieben“ „Velo stossen“ sagen. Am Col Sapin jedoch die erste Entschädigung für die Mühen: majestätisch steht wieder der Mont Blanc gegenüber, fast so als könnte man mit einem Schritt hinüberwechseln. Beim Anstieg zum Tete de la Troche geht es dann wirklich nur mehr mit dem Bike auf den Schultern, was bei diesem ausgeschwemmten steilen Schotterpfad auch nicht einfach ist. Nicht ohne Stolz sitzen wir am Gipfel und schauen zurück in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Mit großen Augen schauen uns auch die Trailrunner und Wanderer an, die auf den Gipfel kommen. „You came this way with your bike? Are you kidding?“ Nun geht es für uns an die letzte Abfahrt dieser Tour. Der Wind pfeift ziemlich stark über den Kamm, weshalb es gar nicht immer leicht ist, in der tiefen Spur zu bleiben. Immer wieder müssen die Füße vom Pedal, um die Windstöße abzufangen. Aber dieser Trail über den Bergrücken mit diesem Panorama vor Augen – das war es einfach wert. Für das Mittagessen auf der Bertone-Hütte sind wir leider zu spät und Hans und Elisabeth sind auch schon weg– so legen wir uns etwas unterhalb in die Wiese und vernichten unsere Müsliriegel- Vorräte. Am Muli-Pfad hinunter nach Courmayeur begegnen wir noch einer Wandergruppe, die mit Pferden unterwegs ist. Drahtesel meets Packesel. Dem Motto der Tour entsprechend gönnen wir uns noch ein Eis am Hauptplatz, um uns dann wieder mit Hans und Elisabeth für den gemeinsamen Abschluss-Aperol zu treffen. Der Giro Gelatto 2017 ist Geschichte. Aber im Hinterkopf geistern schon neue Pläne für das nächste Jahr herum…

Text: Andi Burböck
Fotos: Andi Burböck & Hans Patz